Kantonsratsprotokolle seit 1803 online
http://www.staatsarchiv.zh.ch/query
StAZH MM 24.53 KRP 1921/058/0503


5.12.1921
[p. 974] Der Vorsitzende widmet dem am 29. November in Langnau verstorbenen Ratsmitglied Jakob Ringger, Landwirt in Langnau, folgenden Nachruf:
Schon wieder hat der Tod in unsere Reihen eine Lücke gerissen. Letzten Dienstag ist in Langnau a. A. unser Ratskollege Jakob Ringger im Alter von 64 Jahren gestorben. //
[p. 975] Jakob Ringger wurde am 6. Februar 1857 im Rengg - Langnau als ältestes von fünf Geschwistern geboren. Seine Eltern besaßen und bewirtschafteten dort ein ausgedehntes bäuerliches Heimwesen, zu dem auch ein schönes Stück Rebland gehörte.
Nach Absolvierung der Dorfschule von Langnau und der Sekundärschule von Thalwil half Jakob Ringger mit seinen Geschwistern seinen Eltern in der Landwirtschaft. Nach des Vaters Tode überließ er das väterliche Heimwesen einem jüngeren Bruder, behielt aber für sich das Rebland, an dem er seine besondere Freude hatte und das er denn auch bis zu seinem Tode nicht veräußerte.
Er verheiratete sich im Jahre 1883 und übersiedelte dann in die Liegenschaft zum Alten Rank, die er erworben hatte. Dort betrieb er mit seiner Frau eine weitbekannte gute Wirtschaft. Einige Jahre später erbaute er das Haus zum Neuen Rank mit geräumigeren Wirtschaftslokalitäten und den nötigen Wohnräumen, verkaufte den Alten Rank und bezog das neue Haus, in dem er nun bis zu seinem Tode verblieben ist.
Jakob Ringger war ein tüchtiger Landwirt und später ein guter Wirt, dabei eine frohe und geradlinige Natur. Er besaß deshalb viele Jahre das volle Vertrauen seiner Mitbürger. Sie wählten ihn zum Friedensrichter und in den Gemeinderat, den er volle 18 Jahre präsidierte. Daß dieses Amt ihm viel Arbeit brachte, wird jeder, der die Entwicklung der Gemeinde Langnau infolge ihrer industriellen Betriebe einigermaßen kennt, ohne weiteres begreifen, und Jakob Ringger hat wohl seine beste Kraft dieser Arbeit gewidmet. 1916 ist er aus diesem Amte ausgeschieden.
Er war ein Freund der Schule und gehörte zuerst der Sekundarschulpflege Thalwil und später derjenigen von Langnau an, als dieses eine eigene Sekundarschule bekam.
Daneben besaß er das volle Vertrauen der ganzen landwirtschaftlichen Bevölkerung des Sihltals. Er war ein eifriges Mitglied des landwirtschaftlichen Vereins und Zuchtbuchführer des Sihltals.
Im Jahre 1910 wählte ihn sein Wahlkreis in den Kantonsrat, und darin ist er bis zu seinem Tode verblieben, zuerst als Mitglied der liberalen Fraktion, später als solches der Bauernfraktion. Er gehörte im Rate zu den Stillen aber seine Stimme hat er jeweilen im Sinne seiner Wähler abgegeben // [p. 976] und dementsprechend dann auch vor seinen Wählern zu den Beschlüssen des Kantonsrates Stellung genommen.
Seit etwa zwei Jahren gingen seine Kräfte zurück. Es trat Blutzersetzung ein, die nun seinem Leben ein vorzeitiges Ziel setzte. Unter großer Beteiligung ist er letzten Samstag bestattet worden. Das große Leichengeleite zeugte von dem Ansehen, das er weitherum genoß. Wir Ratskollegen kannten ihn als einen geraden Menschen und guten Kollegen und werden ihm ein freundliches Andenken bewahren.
Der Rat erhebt sich zu Ehren des Verstorbenen von den Sitzen.